Seit Januar 2006 sind sie unterwegs: Dirk Meyer-Juergens und Petra Bott aus Kollertshof. Sie radeln die Panamericana entlang, von Feuerland im Süden des amerikanischen Kontinents bis nach Alaska. Nun sind sie im Norden der USA, kurz vor Kanada angekommen.
"Wir haben bald die kanadische Grenze erreicht, dabei sind wir doch gerade erst losgeradelt", schreiben sie in ihrer jüngsten E-Mail in der vergangenen Woche an Freunde. Und: "In USA werden wir förmlich herumgereicht, die Menschen laden uns von der Straße weg zu sich nach Hause ein und sind begeistert von unserer Tour und von unserer Spendenaktion für Ärzte ohne Grenzen."
Die Nachricht endet mit einer Bitte: "Wir werden bald das Ziel unserer Reise erreicht haben, helft mit, dass auch das humanitäre Anliegen unserer Tour ein Erfolg wird!" Auf ihrer ungewöhnlichen Radtour wollen der Arzt und die Heilpädagogin Spenden sammeln für die Ärzte-Organisation. Am liebsten pro Kilometer einen Euro das wären am Ende 30 000.
Lucky Luke als Reiseführer
In seinem aktuellsten Reisebericht auf der Homepage berichtet das Paar von der Reise durch Mexiko. "Zeit der Mitte" nennen sie die fünf Wochen von Mitte Februar bis in den März. Die Reise ist auf zwei Jahre angelegt, die Halbzeit erreicht. "Alles, was wir über das Land wussten, stammt aus Lucky Luke-Heften oder von furchterregenden Berichten anderer Radler", notieren sie auf der Homepage. Es gebe Überfälle, rigorose Autofahrer und Feindseligkeiten allerorten. Genau das Gegenteil ist der Fall. "Was is’n hier los?" entfährt es Petra. So viel Rücksichtnahme im Straßenverkehr sind die beiden gar nicht mehr gewohnt.
Durstig bis Tulum
Auf den ersten Kilometern in Mexiko hangeln sie sich müde und durstig bis Tulum, berühmt für Strände und imposante Maya-Ruinen. Die Begegnung mit Alt-Hippies, die sie über ihren Trip ausfragen, machen Petra Bott klar: "So exotisch ist ihr Unternehmen nicht, es ist ihr Leben geworden".
Dann geht es weiter, nach Bolivien. Mit einer Gruppe anderer Abenteurer unternehmen sie einen Kajak-Trip in den Süden der Halbinsel. Zelten am Strand, schwimmen im eiskalten Mar de Cortez und mutterseelenallein paddeln, vielleicht dem Höhepunkt der Reise entgegen: Es tauchen Buckelwale auf, direkt vor ihnen. Mit den Tieren schließt sich für die beiden Abenteurer ein Kreis: Die Wale schwimmen 10 000 Kilometer bis nach Alaska die Strecke, die auch sie in den nächsten Monaten noch zurücklegen.
"Es ist so still, dass man das Blut in den Ohren rauschen hört."
Dirk Meyer-Juergens und Petra Bott über die Einsamkeit in der Wüste
"Es scheint, als wollten wir nicht loslassen. Zu sehr hat es uns schon eingenommen, das Leben in Lateinamerika, die Sprache und das Chaos." Sie zögern den Grenzübertritt in die USA hinaus, wollen noch ein wenig Einsamkeit atmen. 150 Kilometer Wüste, Berge und rustikale Schotterpisten liegen vor Meyer-Juergens und Bott. "Es ist so still, dass man das Blut in den Ohren rauschen hört, der Nachthimmel so klar, dass es uns fast erschlägt bei dem Anblick", berichten sie von der Nacht im Zelt. "Wir fühlen uns unendlich frei."
An einer Weggabelung hat Coco sein Camp aufgeschlagen. Er ist hier der Wächter der Wüste, humpelt auf seinem Holzbein von seinem alten Wohnwagen zum "Salon", einem Bretterdach, wo alle, die sich hierher verirren, ein kaltes Bier zischen können. Unverfroren zockt er alle ab, die er nicht mag, um von mittellosen Vagabunden "wie zum Beispiel uns" keinen Centavo zu verlangen. Sie stoßen auf einen Gästebucheintrag von Heinz Stücke aus Deutschland, weltberühmter Dauerradler, seit 40 Jahren auf Achse. 420 000 Kilometer und 192 Länder hat er auf dem Buckel.
Nach zwei harten Rütteltagen über Sand und Schotter begegnet ihnen Leon auf einem Vierrad-Vehikel. Er lebt seit 47 Jahren in Puertecitos und lädt die Kollertshöfer kurzerhand zu sich ein. "I like young people around me! Let’s have dinner together can you cook?" Es ist ein Vorgeschmack auf die unkomplizierte Art, die vielen Amerikanern eigen ist.
"Von weitem schon sehen wir das schwarze Asphaltband, wir rollen wieder lautlos dahin. Jetzt erst wird uns bewusst, was wir den Rädern zugemutet haben in den letzten 13 Monaten. Wir haben’s geschafft, die USA sind nur zwei Tagesreisen entfernt, den treuen Rädern gönnen wir dann eine Generalüberholung und wir haben einen Meilenstein erreicht auf dem Weg nach Norden. USA, here we come!" schließen sie ihren Bericht.
Online-Tipp
Das Reisetagebuch der beiden unter www.dippip.de, Spenden an www.firstgiving.com/bikeride Deshalb bitten wir auch Sie um Spenden für ÄRZTE OHNE GRENZEN (Friedensnobelpreisträger 1999), eine Organisation, die auch entlang der Route Route viele Projekte unterhält https://www.dippip.de/
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